Als Führungskraft mit fünf regeln klar kommunizieren – vor Publikum, Mitarbeitern und Kunden
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Quelle: Dmitry Ratushny on Unsplash
Jede Führungskraft hat etwas zu sagen, böse Zungen behaupten sogar: Führungskräfte und andere Unternehmer reden zu viel und über Dinge, welche die Angesprochenen kaum interessant finden. Kommunikation sollte daher kurz und interessant sein –grundlegend stimmen Sie und ich an diesem Punkt wahrscheinlich überein. Was heißt „Kommunikation, die kurz und interessant ist“ im praktischen Berufsleben aber eigentlich: bei einem Vortrag, den Sie halten, im internen Gespräch mit einem Mitarbeiter oder im Geschäftskunden–Vertrieb vor möglichen Käufern? In diesem Artikel biete ich Ihnen einen Leitfaden in Form von fünf Regeln an.
1. Regel: So schlau wie der Gesprächspartner sein
Bei dieser Regel werden Sie skeptisch–und Ihre Skepsis ist berechtigt. Als Führungskraft wissen Sie in der Regel nämlich mehr als die Hörer Ihrer Vorträge, als Ihre Mitarbeiter und als die Kunden, die Sie gewinnen wollen. Und genau hier liegt ein Problem: Der Unterschied im Wissen zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber ist in vielen Fällen sehr groß. Die Folge: Sie kommen leicht in die Versuchung über die Köpfe Ihres Gesprächspartners hinüber zu reden. „Cloudbasierte Software garantiert einen beständigen Workflow über verschiedene Schnittstellen hinweg.“ Wenn Sie IT–Dienstleister sind, kommen Ihnen solche Sätze bekannt vor, für einen oder eine Außenstehende sprechen Sie aber wahrscheinlich eine andere Sprache. Dasselbe wie oben können Sie auch so ausdrücken: „Nehmen wir an, Sie arbeiten als Sachbearbeiterin in einem der Bürgerämter von Frankfurt am Main. Sie brauchen in Zukunft nur drei Klicks, um die Abholbereitschaft eines Führerscheins bei der Frankfurter Führerscheinstelle zu prüfen, weil beide Ämter per Cloud miteinander verbunden sind. Sie benutzen zwar ein wenig mehr Worte als im Beispiel oben, dafür erhalten Sie etwas Wichtiges zurück: Die Fähigkeit im Vokabular des Gegenübers zu sprechen. Und das macht Ihren Redebeitrag hochinteressant.
2. Regel: Eine klare Meinung haben
Welche Meinung zur Prozessdigitalisierung haben Sie aber, die zur Lösung Ihres Unternehmens geführt hat? Ein Beispiel: „In Gesprächen mit Firmenlenkern stellen wir wiederholt fest: Wie Digitalisierung für ihr Unternehmen im Konkreten aussehen kann, wissen diese Entscheider in der Regel nicht. Hier wollen wir helfen: Wir verstehen Ihr Geschäftsmodell und schlagen eine Strategie vor, um Ihr Unternehmen digital fit zu machen.“ Aha.
3. Regel: Eine einzige Botschaft kommunizieren
Trotzdem empfehle ich Ihnen: haben Sie eine einzige Botschaft, die Sie kommunizieren, z.B.: „Unser Unternehmen ist wie ein erfahrener Taxi-Fahrer. Warum das so ist, möchte ich Ihnen in den nächsten 20 Minuten veranschaulichen.“
Wusstest Du, dass…
Quelle: Emotionen Lesen Lernen
Sprache ist die Kleidung der Gedanken
Unter zwischenmenschlicher Kommunikation versteht man alle Aspekte persönlicher Interaktion, Kontakte und Kommunikation zwischen Individuen oder den Mitgliedern einer Gruppe. Effiziente zwischenmenschliche Kommunikation beruht auf folgende Fähigkeiten:
- Zuhören
- Bestätigen
- Beeinflussen
- Überzeugen
- Einfühlen
- Sensibilität
- Diplomatie
Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick befasste sich intensiv mit Kommunikationsprozessen zwischen Menschen und entwickelte hieraus die 5 Axiome der Kommunikation.
4. Regel: Sprachbilder benutzen
In der 3. Regel kam ein solches Sprachbild vor: der erfahrene Taxi-Fahrer. Mit diesem einen Sprachbild erzeugen Sie bereits mehrere Assoziationen: Der Mann besitzt ein breites Wissen, selbst Nebenstraßen sind ihm bekannt, er strahlt Ruhe aus, er kommt schnell ans Ziel, usw.
Sie sehen: ein einziges Sprachbild kann mehrere Ihrer Themen zusammenfassen. Auf diese Weise können Sie eine einzige Botschaft kommunizieren und darüber hinaus auch dieses Ziel erreichen: Sie bleiben in interessanter Weise in Erinnerung.
In Erinnerung bleiben Sie deswegen, weil Ihr Sprachbild ungewohnt ist. Von Experten mit langjähriger Erfahrung auf Konzernebene haben etliche Leute schon gehört – und diese Information gleich wieder vergessen. Dasselbe erzählt mit dem Sprachbild eines erfahrenen Taxi-Fahrers ist aber neu für Ihrer Hörer und bleibt daher als interessantes Merkmal eher im Kopf.
5. Regel: Emotionalisieren Sie über eine Story
Digitalisierung, fehlende Kompetenzen im Vertrieb, die Stärken eines familiengeführten Unternehmens. Das sind Probleme und Stärken formuliert auf abstrakter, logischer Ebene. Logik reizt aber keine Emotion hervor. Und in diesen Fällen sind Sie auch nicht interessant, mit dem, was Sie zu sagen haben.
Emotionalisieren Sie also mit einer Story. Eine Geschichte umfasst im Fundament drei einfache Dinge: Personen, Handlungen und Orte, an denen das Ganze passiert. Fragen Sie sich demnach: „Welche Personen tun was an welchem Ort, wenn es um meine Lösung geht, die ich anbiete?“
Wenn Sie eine Antwort – oder sogar mehrere Antworten – auf diese Frage haben, halten Sie bereits die Grundform einer emotionalen Story in den Händen.
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Oliver Grytzmann ist Gründer von „Candid Rhetorics“, Vertriebs-Experte und Schauspieler. Sein Ziel ist es zusammen mit seinem Team komplexe Themen aus Vertrieb, Marketing und Projektarbeit durch Storytelling verständlicher zu gestalten und somit Kunden aus dem Mittelstand und Konzernen im Verkauf zu unterstützen.
Mehr Tipps zum Thema Storytelling erfährst Du in seinem Podcast
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